Die Verhaltenstherapie gehört heute neben der Psychoanalyse bzw. der Tiefenpsychologie zu den bekanntesten und insgesamt am häufigsten angewendeten Therapieformen in der psychosozialen Versorgung.
Ein Grundgedanke der Verhaltenstherapie ist, dass psychische Erkrankungen und „gesundes Verhalten“ nach den gleichen Prinzipien erworben werden. Beides gilt im Laufe des Lebens als erlernt und damit auch als veränderbar. Dabei wird unter dem Begriff „Verhalten“ viel mehr verstanden, als nur beobachtbare Handlungen. Auch körperliche Prozesse (z.B. Anspannung, Herzklopfen), Gefühle und Gedanken werden als Verhaltensreaktionen verstanden. Der Therapeut stellt daher im Rahmen der so genannten Verhaltensanalyse immer wieder Fragen wie: „Wenn das Problem auftritt: woran denken Sie dann gerade, was tun Sie genau, was passiert in Ihrem Körper, wie fühlen Sie sich?“.
Es wird davon ausgegangen, dass für jeden Patienten eine spezifische Therapie zu planen ist, damit diese an den individuellen Ursachen ansetzen kann. Dabei werden zwei Arten von Ursachen unterschieden: lebensgeschichtliche Hintergründe und Ereignisse, die zur Entstehung des Problems geführt haben und aktuelle Bedingungen, die das Problem nach wie vor aufrechterhalten. Beides muss nicht identisch sein: frühere Ursachen können zurückgetreten und neuen Bedingungen Platz gemacht haben.
In der Verhaltenstherapie hat das intensive Gespräch zwischen Patient und Therapeut eine wichtige Funktion. Es dient der gemeinsamen Klärung und Beurteilung von Problemen, dem Anstoßen neuer Sichtweisen, der Vermittlung von Störungswissen, der gemeinsamen Planung von Zielen und den dazu nötigen Veränderungsschritten. Daneben kommen aber auch „übende Verfahren“ und „Trainingsmethoden“ zum Einsatz, die konkret beim Erwerb und beim Ausführen neuer Verhaltensweisen unterstützen sollen.